Editorial

Der Zuzug von Einwanderern und Flüchtlingen hat Deutschland stark beeinflusst.Dadurch entsteht eine Reihe von Problemen, wie z.B.die Aufnahme und Ansiedlung von Flüchtlingen, deren Integration in die deutsche Gesellschaft, die Herausforderungen an die jetztige Konstellation in Deutschland, der Einfluss auf die künftige Wirtschaftsentwicklung etc.Diese Fragen gehören derzeit zu den meist diskutierten Themen der deutschen Öffentlichkeit.

Der vorliegende Band von Deutschlandstudien der Peking Universität setzt sich mit der Problematik der Einwanderung und Einwanderer auseinander. Im September 2016 hat das ZDS an der Peking Universität eine Tagung über diese spezielle Problematik abgehalten. Eingeladen waren Wissenschaftler/innen und Forscher/innen der Humboldt Universität Berlin, der Freien Universität Berlin, der Universität Wien etc., die mit den Mitgliedern des ZDS und Kollegen aus mehreren Hochschulen in Peking gemeinsam diskutierten und zu dem Thema forschten.

Die Themen der Tagung sind eng miteinander verbunden.Hierbei zeigte sich der große Vorteil der Interdisziplinarität.So wurde die historische Perspektive auf diese Thematik ebenso berücksichtigt, wie die aktuelle Lage. Einerseits wird die gegenwärtige Konstellation aus dem Blickwinkel unterschiedlicher Fachdisziplinen wie z.B.Rechtswissenschaft, internationale Beziehungen, Wirtschaft und Literaturwissenschaft etc.betrachtet und die Problematik vor dem Hintergrund mannigfaltiger Phänomene untersucht.Andererseits ermöglichte die Untersuchung eine Langzeitperspektive und man bemüht sich, Lösungen und Antworten in der Geschichte zu finden.

Zudem war diese Tagung nicht nur theoretisch orientiert, sondern berücksichtigte auch spezielle Fallstudien und positivistische Analysen.Anhand von konkreten Beispielen weist etwa Prof.Heger in Anlehnung an Gesetzbücher darauf hin, welche Herausforderungen die Einwanderer und Flüchtlinge an das deutsche Rechtssystem stellen, und welche Gegenmaßnahmen man ergreifen könnte. Ausgehend von den deutsch-französischen Beziehungen betont Prof.LIAN Yuru die historischen Aufgaben der beiden größten europäischen Wirtschaftsmächte.Anhand von Statistiken analysiert Prof.SHI Shiwei den Einfluss der Einwanderer auf die deutsche Wirtschaft und den Arbeitsmarkt.LI Shuangzhi, WANG Fanke und Prof. HILLE richten ihren Blick auf die Migrationsliteratur, weil die Literatur am direktesten die komplexen Probleme, wie die Mentalitäts-und Identitätsfrage reflektiert.Die historischen Untersuchungen folgen der gleichen Arbeitsweise:Durch einen Rückblick auf die Migrationsgeschichte in Europa versucht Prof. EHMER Anregungen auch für aktuelle Debatten zu gewinnen. Prof. BAUERKÄMPER hat das Ergebnis seiner langjährigen Forschung präsentiert und dabei gezeigt, mit welchen Problemen die deutschsprachigen Immigranten konfrontiert waren, die nach dem zweiten Weltkrieg von Osteuropa zurück nach Westdeutschland wanderten und welche Gegenmaßnahmen eingegriffen wurden.LI Qians Untersuchung zeigt am Beispiel des jüdischen Flüchtlingstheaters eine spezielle Fallstudie innerhalb einer besonderen historischen und geografischen Konstellation.

Aus der Perspektive der Migration wäre die Geschichte Chinas auch eine Migrationsgeschichte.Dieses Heft wendet sich der Migrationsproblematik in China nicht direkt zu.Trotzdem bietet j ede Studie über Europa und Deutschland auch Inspirationsquellen und eine Reflexionsbasis für unser Land, legt die Grundlage für Vergleichsstudien zwischen West und Ost und liefert darüber hinaus wertvolle Hinweise, um die Auswanderung ins Ausland und Wanderungen zwischen Städten und Dörfern in China zu regulieren.

Zudem ist 2017 das 500.Jubiläum der Reformation.In diesem Zusammenhang wurde auch Martin Luther gedacht.In Deutschland fanden schon vor 10 Jahren allerlei Veranstaltungen und Festprogramme zum Gedenken an die Reformation statt. Dieses Heft beinhaltet auch zwei Beiträge jeweils von zwei Wissenschaftlern, Prof. OSTERKAMP und Prof.DIETZ, die zeigen, wie Martin Luther außerhalb der Bereiche der Religion und Politik auch die deutsche Sprache und das Bildungswesen tiefgreifend beeinflusst hat.

Der letzte Abschnitt des Heftes enthält unter der Überschrift Anderen Themen drei weitere Beiträge.Aus soziologischer Perspektive untersucht Prof.GARZ eine spezielle Fallgeschichte der Migration. Ausgehend von der Weberschen Feudalismusstudien diskutiert JING Teng Methoden der Geschichtswissenschaft. WANG Jues Arbeit setzt sich mit den Beziehungen zwischen der Leidenschaft und der Staatsräson auseinander und untersucht in diesem Zusammenhang die literarische Rhetorik im Barocktheater sowie den Aspekt politischer Philosophie.

Die jungen Autoren/innen und alle Übersetzer/innen, die zu diesem Heft ihren Beitrag geleistet haben, sind allesamt seit langer mit dem ZDS eng verbunden oder wurden vom ZDS gefördert.Deutschlandstudien der Peking Universität wird wie immer eine Plattform für junge Wissenschaftler/innen bieten, und ihnen bei der Weiterentwicklung helfen.Ihre Bemühungen und ihr Eifer ermöglichen die Zukunft der Forschungen über Deutschland und den Westen.

Damit liegt nun der 7.Band der Deutschlandstudien der Peking Universität vor.

Die Herausgeber